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Ein bemerkenswerter Sieg vor dem Landgericht Hannover könnte Signalwirkung für tausende Glücksspieler in Deutschland haben: Ein Spieler erhält vermutlich über 21.000 Euro von Tipico zurück, obwohl der Anbieter eine Lizenz aus Malta besitzt. Das Urteil reiht sich in eine wachsende Zahl von Entscheidungen deutscher Gerichte ein, die auf den Spielerschutz pochen und stellt zugleich die Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU auf die Probe.

Tipico muss verlorene Wetteinsätze zurückzahlen

Der Kläger hatte zwischen 2014 und 2020 bei Tipico über 21.000 Euro beim Online-Wetten verloren. Das Landgericht Hannover urteilte am 5. Juni 2025 klar: Die Verträge seien wegen Verstoßes gegen den deutschen Glücksspielstaatsvertrag nichtig, da Tipico in diesem Zeitraum keine deutsche Lizenz besaß. Die Argumentation des Buchmachers, man habe eine EU-Lizenz aus Malta und der Spieler hätte die Rechtslage kennen müssen, ließ das Gericht nicht gelten.

Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung von der gleichnamigen Kanzlei, die den Spieler vertreten hat, sieht darin einen weiteren Beleg für die klare Linie der deutschen Rechtsprechung. „Dieses Urteil zeigt erneut: Wer ohne deutsche Lizenz Glücksspiel anbietet, handelt rechtswidrig. Spieler können ihre Verluste zurückfordern – auch wenn der Anbieter in einem anderen EU-Staat sitzt“, betont Hartung. Seine Kanzlei hat bereits zahlreiche ähnliche Verfahren erfolgreich geführt.

EuGH soll Grundsatzfrage entscheiden

Der Fall hat weitreichende europäische Dimensionen. Denn parallel befasst sich der Europäische Gerichtshof (EuGH) mit der Frage, ob die Rückforderung deutscher Spieler mit der Dienstleistungsfreiheit in der EU vereinbar ist. Seit dem 9. April 2025 liegt dort ein Verfahren dazu, am 4. September werden die Schlussanträge des Generalanwalts erwartet.

Für den Kläger steht fest: Eine Lizenz aus Malta ersetzt keine deutsche Erlaubnis, zumal der Glücksspielstaatsvertrag in Deutschland speziell dem Spielerschutz dient. Malta hingegen verteidigt seine Regulierungsstandards und verweist auf die europäische Dienstleistungsfreiheit. Die EU-Kommission sieht die Sache differenziert und hat Zweifel am maltesischen „Bill55“-Gesetz geäußert, das Klagen gegen dort lizenzierte Anbieter erschwert.

„Sollte der EuGH die deutsche Linie stützen, wird das Rückforderungsrisiko für Anbieter mit EU-Lizenzen massiv steigen“, prognostiziert Hartung. Für Spieler könnte das bedeuten, dass sie Verluste aus Zeiten vor der deutschen Marktöffnung 2021 doch noch geltend machen können.

Glücksspielmarkt wächst trotz Rechtsstreitigkeiten

Trotz solcher Verfahren wächst der regulierte Glücksspielmarkt in Deutschland weiter. Er erreichte 2024 ein Volumen von über 14 Milliarden Euro. Branchenexperten sehen darin ein Zeichen, dass das Konzept der Lizenzvergabe mit strengen Auflagen für Spielerschutz und Transparenz funktioniert.

Für viele Verbraucher bleiben jedoch Altlasten aus den Jahren davor ein großes Thema. Das EuGH-Urteil im Herbst könnte endlich für Klarheit sorgen und den Weg für weitere Rückforderungsprozesse ebnen.

Rechtsanwalt Hartung macht Spielern Mut: „Verluste aus der Zeit vor 2021 sind keinesfalls verloren. Dieses und andere Urteile zeigen, dass sich Betroffene wehren können. Der Spielerschutz steht über den Interessen internationaler Anbieter.“

Timm Schaffner

Seit mehr als zehn Jahren arbeitet Timm Schaffner als freier Redakteur für diverse Online-Magazine und gilt als anerkannter Experte für iGaming. Zu seinen besonderen Fachgebieten zählen das deutsche Glücksspielrecht sowie internationale Entwicklungen...